II. Der Bauherr und seine Frau

Der Naturwissenschaftler Dr. Richard Küch (186o-1915) hatte sich nach Studien an den Universitäten Marburg und Leipzig, wo er 1884 mit "summa cum laude" promoviert wurde, als Mineraloge und Petrograph früh einen wissenschaftlichen Namen gemacht. Zu nennen wäre u.a. seine überaus gründliche Untersuchung über die Gesteine der Anden, deren schöne Publikation der Mannheimer Kollege und Mäzen Reiss förderte.

Als Assistent der Universität Berlin und leitender Mitarbeiter des dortigen Museums für Naturkunde bereitete Küch sich Ende der 80er Jahre dort auf die Habilitation vor, um auch künftig weiter an Hochschu1en zu arbeiten. Die Einkünfte des jungen Wissenschaftlers, der aus einer alten, jedoch mit irdischen Gütern nicht gesegneten hessischer Beamtenfamilie stammte, waren gering und der Beruf des Hochschullehrers ist bekanntlich risikoreich und voller Klippen.

Die Laufbahn des Vaters hatte die elterliche Familie nach Hanau geführt, wo Richard Küch seine Schulen besucht und 1878 am Gymnasium Abitur gemacht hatte. Dort waren die Brüder Wilhelm und Heinrich Heraeus seine engeren Schulfreunde geworden, was in der Regel lebenslängliche Freundschaften begründet. Als beide das väterliche Unternehmen, die 1851 gegründete Platinschmelze Heraeus übernommen hatten und voller Elan auszubauen trachteten, boten sie ihrem Schulfreund an, bei ihnen mitzuarbeiten. Küch nahm an, verließ die von ihm wenig geliebte Reichshauptstadt und trat im April 1890 als Leiter der wissenschaftlichen Forschungen in das Hanauer Unternehmen ein.

Küchs Entschluß war für beide Teile segensreich: Er konnte durch seine Arbeiten die Entwicklung der Firma wesentlich fördern und damit auch selbst zu Wohlstand kommen. Denn es glückten ihm in kurzer Zeit mehrere wichtige Erfindungen, von welchen die FAZ in einem Bericht über den Heraeus-Konzern ( ..... ) vor allem zwei hervorhob: "Er entwickelte ein Verfahren zum Schmelzen von Bergchristall in einer Knallgasflamme. Diese Erfindung führte zur Gründung der Heraeus Quarzschmelze.1903/1904 stellte Küch die erste Quecksilberlampe aus Quarzglas, zu jener Zeit eine technische Sensation,vor. Später wurde sie unter der Bezeichnung "Höhensonne" weltbekannt. 1909 wurde Dr. Küch Mitgesellschafter der neu gegründeten W.C.Heraeus GmbH und neben den Brüdern bis zu seinem Tode 1915 einer ihrer drei Geschaftsführer.

Zu dem raschen Entschluß des jungen Wissenschaftlers, von Berlin nach Hanau zurückzukehren, durfte neben seiner Freundschaft mit den Brüdern Heraeus und den lockenden Wirkungsmöglichkeiten auch noch etwas ganz Persönliches beigetragen haben: Er hatte sich in eine junge Witwe verliebt und wollte nun schnell einen Hausstand gründen. Frau Ida Calckhof geb. Ziesenis, Beamtentochter aus Celle / Hannover, war 1889 durch den Tod ihres Mannes, eines Berliner Kaufmanns, mit einem Töchterchen zurückgeblieben. Die vorzügliche und tüchtige Hausfrau nahm in ihrem Haus in einem Berliner Villenvorort einige paying guests auf und darunter war auch der mit ihrem ersten Mann weitläufig verwandte Richard Küch.

Es entwickelte sich eine schnelle Liebe, die zu ihrer sehr glücklichen zweiten Ehe führte. Bereits 1891 vermählte sie sich in Celle mit Richard Küch und beide begründeten einen Hausstand in Hanau. Bald bauten sie sich dort eine kleine Villa, Uferstr. 10 (Heute ... ), deren Lage für die Naturliebe des Ehepaares bezeichnend ist. Als letztes Haus der Straße direkt an der Kinzig gelegen,umfaßte es ein längeres Uferstück mit Bootssteg, Boot und Puppenhäuschen, von der Terrasse hat man freien Blick, darunter auf ein großes Wehr, natürlich auch die Nachteile eines Ufergrundstücks. Das Haus kann wie eine kleine Vorübung für das Anwesen erscheinen, welches unser engeres Thema ist. Die Firma Heraeus hat Richard Küch bis heute ein dankbares Andenken bewahrt. Auf dem Werksgelände hat sie ihr Kommunikations-und Präsentationszentrum nach ihm benannt. Die Stadt Hanau nannte eine Straße nahe seines früheren Wohnhauses nach ihm und auch seine Geburtsstadt Salmünster ehrte ihn durch eine Richard-Küch-Straße.